Kreisheimatpflegerin Ingrid Müller zum Thema:

Windkraft im Allgäu

Es steht außer Zweifel: Wir reden gerne über unsere Umwelt. Zugegeben, sie bedeutet uns doch allen etwas. Saubere Umwelt, lebens- und liebenswerte Umwelt, erholsame Umwelt usw. Es gibt noch viele Beispiele. Wer stellt etwa in Abrede, daß wir das auch alle wollen und anstreben? Wir sind sogar bereit, Opfer dafür zu bringen. Der eine wohl mehr, der andere weniger.

Unsere Allgäuer Landschaft ist unser Lebensraum, sie ist ein wesentlicher Teil dieser Umwelt. Daß dieser Lebensraum gehegt und gepflegt wird, darüber machen sich viele Menschen Gedanken und eigentlich müßten wir das Gefühl haben, wir leben in einer heilen Welt.

Aber so ist es nicht! Immer wieder schleicht sich ein Virus ein, der unangenehme Folgen nach sich zieht, der aber, sobald er einen nicht persönlich befällt, schnell zum harmlosen Etwas herabgemindert wird. Ein solcher Virus ist zur Zeit das Thema Windkraft. Die einen sind bereits hoffnungslos infiziert, die anderen kümmert es wenig. Es wird schon nicht so schlimm sein; wir wollen doch etwas für unsere Umwelt tun. Als "sture Schädel" und "rückständig" werden die bezeichnet, die es wagen, diese Angelegenheit kritisch zu betrachten. Während sich in Norddeutschland über 250 Bürgerinitiativen gegen die Windkraft schon formiert haben, viele Menschen sich über Gesundheitsprobleme und Wertverluste ihrer Grundstücke sowie ihrer Landschaft beklagen, macht man sich im Allgäu emsig daran, die sogenannten windhöffigsten Plätze zu suchen, um Windkraftanlagen entstehen zu lassen. Die Heimatpflege im Allgäu und der Heimatbund Allgäu stehen dieser Entwicklung mit großer Sorge gegenüber. Die Landschaft, unsere optisch wahrgenommene Umwelt, soll weiterhin sichtbar für eine zweifelhafte Energie mit Verbauungen aus Beton und Stahl verschandelt werden.

Mit Argumenten, den niemand hinterfragt, wird für die Windkraft geworben. Der Allgäuer, von Natur aus sparsam und bedächtig, müßte eigentlich fragen: "Was bringt uns die Windkraft? Wieviel müssen wir dafür hergeben, um dafür etwas zu bekommen?"

Man muß der Technik und dem Fortschritt nicht feindlich gegenüber stehen. Wenn aber für das bißchen Strom aus der Windkraft, die außerdem auch nur zeitweise zur Verfügung steht, unsere Landschaft und unsere Lebensqualität geopfert werden sollen, dann gibt es nur eine Antwort: Windkraft, nein danke!

Leider sichern Stromeinspeisungsgesetz und Privilegierung dieser Bauten die Bereitschaft für solche Vorhaben. Wo früher nicht einmal eine Hütte gebaut werden durfte, sollen nun gigantische Anlagen in den Allgäuer Himmel ragen dürfen.

Es tut gut zu wissen, daß sich einige Gemeinden im Allgäu bereits gegen die Mogelpackung "Windkraft" ausgesprochen haben. Leider fehlt jedoch jede Information, um bewußt zu machen, in welchem Boot wir bei der Windenergie sitzen.

Ingrid Müller