ZDF-Sendung
"Abenteuer Forschung" vom 24. Oktober 2001 Wörtliche Teilmitschrift des Hügelland-Monitoringteams (Sendeabschnitt zur Windkraft): Joachim Bublath: Bei der Windenergie sieht das etwas besser aus (als bei der Solarenergie), auch Windenergie wird ja zur Zeit sehr stark subventioniert, und da hat man 1,6 Prozent unserer Stromversorgung schon abgedeckt durch Windenergie. Wenn die Subventionen weiter so fließen werden , dann kann das in zehn Jahren fast das Doppelte sein, aber bei Windenergie hat man ganz spezielle Probleme. Bilder: Die Energie, die im Wind steckt, versuchte man schon seit jeher für den Menschen nutzbar zu machen.Waren es im Mittelalter die Windmühlen, so sind es heute wahre High Tech Maschinen, die den Wind nutzen. Windkraftwerke liefern elektrischen Strom, aber es gibt in Deutschland nur wenige Standorte, an denen sie wirklich effizient sind, und selbst in diesen Gebieten, hier in Dunkelbau dargestellt sind, ist steter Wind selten. Doch: ohne Wind kein Strom. Heute werden Wiindanlagen intensiv gefördert, aber sie sind nicht unumstritten. Viele Menschen fühlen sich durch die Geräusche der Rotoren gestört, und auch der Schattenwurf kann lästig sein. Streicht dieser Schatten über ein Haus, so empfinden das seine Bewohner als unangenehm. Für Zugvögel können Windparks eine Gefahr darstellen, man befürchtet, daß durch eine Verbauung auch für sie wichtige Lebensräume verloren gehen. Und: Windanlagen sind nicht unbedingt eine Augenweide. Ausgedehnte Windparks, wie hier in Kalifornien, verändern das Landschaftsbild entscheidend. Um einigen dieser Probleme aus dem Weg zu gehen, will man Windkraftwerke künftig im Meer errichten. Geplant sind sie vor Deutschlands Küsten, hier. Offshore-Windkraftwerke liefern in einem Jahr doppelt so viel Strom wie gleiche Anlagen an Land, denn auf dem Meer sind die Windgeschwindigkeiten höher, konstanter und turbulenzfreier. Doch dieser Standort bringt auch Nachteile mit sich. Der elektrische Strom muß durch lange Kabel zum Festland transportiert werden. Ein Teil des Stromes geht dabei verloren. Außerdem sind Windturbinen auf dem Meer extremen Wetterbedingungen ausgesetzt. Instandhaltung und Bau sind viel teurer als bei Anlagen auf festem Boden, bei Sturm müssen sie wegen Bruchgefahr abgeschaltet werden. Das generelle Problem bei Windkraftwerken ist jedoch der Wind. Ohne ihn geht nichts. Und der Wind ist launisch und wetterwendisch. Trotz aufwendiger Wettersimulationen ist er bis jetzt nur schwer vorherzusagen. Und noch etwas kommt hinzu. Der Strombedarf der Verbraucher schwankt. Schaltzentralen haben dafüzu sorgen, daß jederzeit genügend Strom zur Verfügung steht. Deshalb muß der Strom in dem Augenblick produziert werden, in dem er gebraucht wird. Aufgrund jahrelanger Erfahrung kennt man in etwa den Verbrauch der Kunden und berechnet so eine Vorhersage, die blaue Linie. Rot zeigt den tatsächlichen Verbaruch an. Wie man sieht, kommt es dabei im Laufe eines Tages zu starken Schwankungen. Bei einer unerwarteten Bedarfsspitze müssen die Techniker sofort reagieren und weiteren Strom ins Netz einspeisen. Zugeschaltete Wasserkraftwerke leisten dies zum Beispiel. Der Strom aus Wind bringt zusätzliche, kaum vorhersagbare Schwankungen ins Netz. Da er oft unregelmäßíg weht, ändert sich die Stromproduktion innerhalb kurzer Zeit. So ist es nicht selten, daß Windkraftwerke nur Bruchteile ihrer Leistung bringen oder ganz vom Netz gehen. Diese Ausfälle müssen in der Schaltzentrale sofort ausgeglichen werden. Die rote Linie zeigt die vorhergesagte Lieferung aus Windenergie, die gelbe die tatsächliche. Um die Lücken schließen zu können, muss man Reserveleistungen zur Verfügung haben, und die kommen von Kraftwerken. Bei der derzeitigen Situation entsprechen sie in etwa der Leistung eines Großkraftwerkes. Um diese Leistung vorzuhalten, muß sogar Kohle verschwendet werden. Dieses Problem wird sich durch den schnellen Zuwachs an Windkraftanlagen noch verschärfen. Immer mehr Kraftwerksleistung wird benötigt, um die damit verbundenen Schwankungen an Windraft ausgleichen zu können. So kommt es paradoxerweise durch Windenergie teilweise zu einem zusätzlichen Verbauch an fossilen Brennstoffen. Joachim Bublath: Man sucht nach Lösungen für diese Situation. Eine Möglichkeit könnte es ja sein, die sporadisch auftretende Windenergie irgendwie zu speichern. Das heißt, wenn also Wind vorhanden ist, den elektrischen Strom z. B. dazu zu benutzen, um Wasserstoff vom Wasser abzuspalten und dann in der geeigneten Situation diesen Wasserstoff einer Brennstoffzelle zuzuführen, um dann den elektrischen Strom zur richtigen Zeit zur Verfügung zu haben. Aber bis jetzt sind das alles nur Pläne, und Windenergie wird auch nicht das Allheilmittel für unser Energieproblem sein. Ende des Mitschnittes. Beispiel einer Lastgangline (Bedarf)
und einer Windganglinie (Angebot) Annahme: Ein 20 MW-Wärmekraftwerk versorgt zuverlässig und kontinuierlich eine Siedlung mit 2.500 Haushalten. Obige Abbildung zeigt die Bedarfslinie (Tagesgang) für den 28.10.2001. Erkennbar sind das nächtliche Tal, die Mittags- und Abendspitze, entsprechend den menschlichen Gewohheiten. Ein steuerbares Wärmekraftwerk kann mit seiner Energielieferung stets genau dem gewünschten Bedarf folgen. Aktive Kraftwerke folgen zeitgerecht diesen Verbrauchgewohnheiten und liefern weder zuviel noch zu wenig Energie. Kraftwerksbetreiber kennen derartige Bedarfslinien aus langjährigen Aufzeichnungen bereits lange voraus und können auftretende Veränderungen von Verbrauchergewohnheiten (Länderspiele etc.) in den folgenden Tagesgang integrieren. Wärmekraftwerke fahren daher - dem bekannten Tagesgang entsprechend programmiert - technisch und wirtschaftlich optimiert. Dem Kraftwerk wurde entsprechend unserer Förderpolitik ein 20 MW-Windpark "zur Seite gestellt". Die rote Linie im obigen Bild zeigt einen täglich sich ändernden windabhängigen Leistungsverlauf des Windparks. Wie der Zufall es mag, verläuft das Windangebot in den frühen Morgenstunden über dem Bedarf der Verbraucher. Tritt diese Situation ein, dann müssen selbst die Mühlen des WP auf Minimalleistung schalten. Da laut EEG Windkraftanlagen vorrangig einspeisen, muß bei genügend WP-Leistung das Kraftwerk seine Stromlieferung einstellen. Als aktives Kraftwerk darf es in lieferfreien Phasen jedoch nicht abgeschaltet werden, damit bei unvorhersehbarer Flaute die Netzspannung nicht zusammenbricht. Es muß im Leerlaufbetrieb weiter arbeiten und die Netzspannung stabil halten. Im Gegensatz zu passiven WKA, welche die elektrische Spannung nur halten können, wenn der Wind mit der jeweils ausreichenden (entsprechend der schwarzen Bedarfslinie) Stärke weht, können aktive Wärmekraftwerke die Spannung auch bei Leerlauf halten. WKA müssen bei Leerlauf (ohne Verbraucherlast) abschalten, weil sie sonst überdrehen und ihre Flügel wegfliegen. Aufgabe des Kraftwerks ist es nun, den mangels Windangebot vom WP nicht deckbaren Bedarf zu liefern. Ob sich der Kraftwerksbetreiber im liberalen Wirtschaftsraum darüber freuen kann? WKA erhalten eine ihrer Liefermenge entsprechende feste Vergütung, Kraftwerksbetreiber müssen dagegen sehen, wie sie ihren Strom an der Börse am günstigsten verkaufen. Konnten sie bisher zuverlässig im voraus entsprechend der Kraftwerksleistung planen und kalkulieren (u.a. die Brennstoffbereitstellung), so kommt ihnen neuerdings täglich ein unbekannter Faktor in die Quere: die jeweilige Windstärke, welche jede technisch-wirtschaftliche Optimierung zunichte macht. Wird ein fossiles Kraftwerk aufgrund eines Windenergieangebotes heruntergefahren, dann sinkt der Erlös aus dem Stromverkauf und fixe Kosten steigen und damit die Umlage auf Endverbraucher. Zu den allgemeinen Stromkosten addieren sich Aufwendungen für die stetig ansteigende Zahl von "dezentralen" regenerativen Kraftwerken ebenso wie Versicherungskosten gegen windwetterbedingte Ausfälle durch WKA-Einspeisungen - eine neuartige und zusätzliche Dienstleistung, welche dazu führt, immer mehr an dem einfachen Produkt "Kilowattstunde" teilhaben zu lassen und dessen Preis in die Höhe zu treiben. Konsequenz: Weil die Windganglinie nur kurzfristig und unsicher
prognostiziert werden kann, sind WKA stets auf kompensierende Kraftwerke
angewiesen. Die den WKA zugedachte Funktion als "dezentrale"
Stromerzeuger können sie nicht wahrnehmen. Sie haben aufgrund ihrer räumlichen
Verteilung ledigliche eine optische, aber keine funktionale Dezentralität. Ihr
ungesteuerter Betrieb im Netz muß bei Abweichungen von der Lastganglinie von
zentral gesteuerten konventionellen Kraftwerken kompensiert werden - und, kein
einziger Hochspannungsmast wurde bisher zu WKA umgeschmolzen. Als mächtige
Giganten in der freien Landschaft bewahrheiten sie moderne Ökomärchen. Der
Wunsch nach einer Harmonie von Ökonomie und Ökologie pervertiert in folgendem
Widersinn: Windkraftwerker wünschen sich aus ökonomischen Gründen
ununterbrochen Windstärke 8 bis 9, damit ihre WKA ausgelastet werden und
konventionelle Kraftwerker wünschen sich aus ökonomischen Gründen neuerdings
ständige Windstille, damit ihre Anlagen ausgelastet werden. Beide Extreme, ständige
Windstille und andauernder stürmischer Wind sind unökologisch. Der aus einem
Windstärkenmix resultierende Kraftwerksbetrieb mag zwar ein bißchen fossile
Energien einsparen, zerstört dagegen die knappste aller Ressourcen, die Oberfläche
unserer Erde. wh
Das "Darmstädter Manifest" Initiativgruppe Darmstädter Manifest
Mit großer Sorge beobachten viele Bürgerinnen und Bürger in unserem Land die fortschreitende Zerstörung der Landschaft und des kulturhistorisch gewachsenen Erscheinungsbildes im Umfeld von Städten und Dörfern durch die ständig wachsende Zahl von Windkraftanlagen. Hinzu kommen unzumutbare Belastungen für die Menschen sowie große Immobilienwertverluste und eine Gefährdung der Tierwelt. Mit der Windenergienutzung wird eine Technologie gefördert, die für Energieversorgung, Ressourcenschonung und Klimaschutz völlig bedeutungslos ist. Die öffentlichen Fördermittel könnten wesentlich wirksamer zur Effizienzsteigerung der Kraftwerke, zum rationellen Energieverbrauch und zur wissenschaftlichen Grundlagenforschung im Energiebereich eingesetzt werden. Wir fordern, daß der Windkrafttechnologie alle direkten und indirekten Subventionen entzogen werden. Da wir zu dieser verhängnisvollen Entwicklung nicht mehr schweigen dürfen, wollen wir mit dem Darmstädter Manifest zur Windenergienutzung in Deutschland an die Öffentlichkeit treten und wenden uns vor allem an Politiker, Kulturträger, Umweltverbände und Medien. Die ständig wachsende Liste der Unterzeichner umfaßt bereits etwa 80 Hochschullehrer (Anmerkung: inzwischen über 90) und Schriftsteller. Dieses Manifest wurde auf einer Pressekonferenz im Presseclub Bonn am 1. September 1998 vorgestellt. Für Ihr Verständnis und Ihre Unterstützung wären wir sehr dankbar. Mit freundlichen Grüßen (Prof. Dr. Lothar Hoischen) Darmstädter Manifest zur Windenergienutzung in Deutschland Unser Land steht im Begriff, ein kostbares Gut zu verlieren. Der Ausbau der industriellen Windenergienutzung hat in Deutschland innerhalb von nur wenigen Jahren eine solche Dynamik entfaltet, daß Anlaß zu größter Besorgnis gegeben ist. Es wird eine Technologie gefördert, ohne deren Wirksamkeit und Folgen hinreichend abzuschätzen. Man läßt es zu, daß in Jahrhunderten gewachsene Kulturlandschaften, ja ganze Regionen industriell überformt werden. Ökologisch und ökonomisch nutzlose Windgeneratoren - teilweise schon über 120 Meter hoch und über viele Kilometer weit sichtbar - zerstören nicht nur das charakteristische Landschaftsbild wertvollster Natur- und Erholungsbereiche, sondern verfremden ebenso radikal die historischen Ortsbilder unserer Städte und Dörfer, die bisher von Kirchen, Schlössern und Burgen als zentrale Erhebungen in einem dichtbesiedelten Landschaftsraum geprägt waren. Immer mehr Menschen müssen es erdulden, in unerträglicher Nähe zu Maschinen von erdrückenden Dimensionen zu leben. Junge Menschen wachsen in eine Welt hinein, in der sich naturnahe Landschaften in traurige Restbestände auflösen. Die Ölkrise der siebziger Jahre hat jedermann eindringlich vor Augen geführt, in welchem Ausmaß Industriegesellschaften von einer sicheren Energieversorgung abhängig sind. Erstmals wurde der Allgemeinheit bewußt, daß die fossilen Energieressourcen der Erde begrenzt sind und sich bei weiterem ungezügelten Verbrauch in vielleicht nicht allzu ferner Zukunft erschöpfen könnten. Hinzu trat die Erkenntnis der Schäden, die durch Energieerzeugung und Energieverbrauch der Umwelt zugefügt werden. Waldsterben, der Reaktorunfall von Tschernobyl, die Hypothek der sich anhäufenden radioaktiven Abfälle, Gefahren einer Klimakatastrophe infolge von Kohlendioxydemission: Paradigmen für ein wachsendes Bedrohungspotential, die sich im öffentlichen Bewußtsein festsetzten. Das eigentliche Problem jedoch, das Wachstum der Bevölkerung und in dessen Folge vor allem der eskalierende Verbrauch von Bodenfläche und von Trinkwasserbeständen, wird statt dessen in die Rolle eines Randphänomens gedrängt. Mit wenigen Ausnahmen ist es heute kein Gegenstand politischen Handelns. Im Gegenteil, das öffentliche Interesse wird noch weiter eingeengt, man richtet es weniger auf den Energieverbrauch insgesamt, sondern konzentriert Befürchtungen und Kritik vorwiegend auf die Stromerzeugung. Zwar gibt es hier zweifellos die atomaren Risiken, in der energetischen Bilanz der Energieträger jedoch spielt die elektrische Energie eher eine Nebenrolle. Dreiviertel der Verbrauchs-energie besteht in Deutschland aus Öl und Gas. Aber gerade bei diesen beiden Energieträgern sind die Ressourcen am frühesten erschöpft. Wenn es wirklich um die Sorge für kommende Generationen gehen würde, dann wäre sofortiges und entschiedenes Handeln zum Schutz der Erdöl- und Erdgasvorräte geboten. Statt dessen geht der Benzinverbrauch unverändert weiter, und die Vorstellung, daß man seinen Urenkeln nichts übrig läßt, wird mit der vagen Vermutung verdrängt, eines Tages würde es schon Substitute für fossile Treibstoffe geben. Steinkohle und Braunkohle dagegen, die Hauptprimärenergieträger für elektrische Energie, sind weltweit, vielfach in noch unerschlossenen Lagerstätten, so reichlich vorhanden, daß die Stromerzeugung selbst bei steigendem Verbrauch für Jahrhunderte, möglicherweise sogar für einen Zeitraum von mehr als tausend Jahren gesichert ist. - Hinsichtlich der Erschöpfung von fossilen Energieressourcen geht der Ausbau der Windstromerzeugung damit am Problem vorbei. Obwohl Deutschland beim Ausbau der Windenergie weltweit die Spitzenposition eingenommen hat, konnte bisher kein einziges Kern- oder Kohlekraftwerk ersetzt werden. Dies wird, selbst bei einem weiteren forcierten Ausbau, auch künftig nicht möglich sein. Denn meteorologisch bedingt fällt der aus Wind erzeugte elektrische Strom unregelmäßig an, die Bereitstellung elektrischer Energie hingegen muß jederzeit dem Verbrauch angepaßt sein. Damit können mit der Windenergienutzung konventionelle Kraftwerkskapazitäten nicht nennenswert substituiert werden. Nicht hinreichend werden auch Veränderungen in den Schadstoffbilanzen beachtet. Waren es wegen schlechter Filterung bis vor wenigen Jahren vor allem Schwefeldioxydemissionen der Kohlekraftwerke, so ist es heute überwiegend der Straßenverkehr, der mit Stickoxyden und Lachgas die Waldökosysteme belastet. Hinzu kommt, daß mit Fortschritten in der Kraftwerks technik die Wirkungsgrade steigen und auch dadurch die Schadstoffabgaben pro Energieeinheit sinken. Letzteres gilt auch für die Emission von Kohlendioxyd, so daß heute in Deutschland die Stromerzeugung nur noch zu einem Fünftel an den emittierten Treibhausgasen beteiligt ist. Die Energiedichte des Windes ist vergleichsweise gering. Moderne Windkraftanlagen mit fußballfeldgroßen Rotorflächen erzielen nur winzige Bruchteile der Energie, die in konventionellen Kraftwerken erzeugt wird. So gewinnt man heute in Deutschland mit mehr als fünftausend Windkraftanlagen weniger als ein Prozent der benötigten Elektrizität, oder nur wenig mehr als ein Promille der Gesamtendenergie. Bei den Schadstoffen ist die Bilanz dadurch ähnlich. Der Anteil der Windenergie bei der Vermeidung von Treibhausgasen liegt zwischen ein und zwei Promille. Damit ist in den Energie- als auch in den Schadstoff- und Treibhausgasbilanzen die Windenergie ohne jede Bedeutung. Dabei gilt es zu bedenken, daß mit Wirtschaftswachstum stets ein mehr oder minder steigender Bedarf an Energie einhergeht - trotz aller technischer Bemühungen um höhere Effizienz bei Energiewandlung und Energieverbrauch. Auf Grund ihres geringen Bilanzanteils bedeutet dies für die Windenergie bei einer auf Wachstum orientierten Wirtschaftsordnung ein verlorenes Rennen: Der Endenergieverbrauch steigt in Deutschland zur Zeit rund siebzigmal(!) schneller als das Erzeugungspotential der Windenergie. So sehr die Windenergienutzung bilanzmäßig überschätzt, so unterschätzt wird sie im Hinblick auf ihre negativen Folgen. Sinkende Immobilienwerte spiegeln den empfundenen Verlust an Lebensqualität wider - nicht nur im Nahbereich von Turbinen, sondern in Schleswig-Holstein bereits weiträumig. Immer mehr Menschen bezeichnen ihre Lebenssituation als unerträglich, wenn sie den akustischen und optischen Einwirkungen von Windkraftanlagen unmittelbar ausgesetzt sind. Von Krankschreibungen und Berufsunfähigkeit wird berichtet, es häufen sich Klagen über Symptome, wie Herzrhythmusstörungen und Angstzustände, die von Infraschalleinwirkungen bekannt sind. Auch die Tierwelt leidet unter dieser Technologie. An den Nord- und Ostseeküsten werden Vögel von Brut-, Rast- und Nahrungsflächen verdrängt. Verdrängungseffekte werden aber zunehmend auch im Binnenland beobachtet. Auch in volkswirtschaftlicher Hinsicht ist der Ausbau der Windenergie alles andere als eine „Erfolgsstory“, wie häufig behauptet wird. Im Gegenteil, sie belastet die Volkswirtschaft, indem sie bei geringen Energieerträgen einerseits und hohen Investitionskosten andererseits nach wie vor unrentabel ist. Trotzdem wird - infolge der geschaffenen gesetzlichen Rahmenbedingungen - in großem Umfang privates und öffentliches Kapital investiert, Kapital, das nicht zuletzt bei wichtigen Maßnahmen zum Umweltschutz fehlt, aber auch Kaufkraft bindet, was wiederum zu Arbeitsplatzverlusten in anderen Bereichen führt. Nur durch die gesetzlich festgelegte Vergütung des Windstroms, die das Mehrfache seines realen Marktwertes beträgt, sowie durch steuerliche Abschreibungen können die Investoren ihre außerordentlich hohen Renditen erzielen. Die deutsche Politik fördert seit nunmehr über zwanzig Jahren unter dem Zwang, auf drängende Umwelt- und Vorsorgeprobleme reagieren zu müssen, eine gravierende Fehlbewertung der Windenergie. Man läßt es zu, daß sich die Windenergienutzung in der öffentlichen Meinung weiterhin als eine Art Komplettlösung etablieren kann, mit angeblich entscheidenden Beiträgen für eine saubere Umwelt, für eine zukunftssichernde Energieversorgung, aber auch für die Abwendung einer Klimakatastrophe und die Vermeidung nuklearer Risiken. Die allgemeine Akzeptanz der Windenergienutzung als Folge dieser hoffnungsweckenden Fehldarstellungen erfährt eine noch weitere Verstärkung, indem dem Bürger keine Sparzwänge zugemutet werden. Die schlimmen Folgen der Windindustrie in unserem dichtbesiedelten Land werden verdrängt, wissenschaftliche Erkenntnisse ignoriert, und Kritik wird tabuisiert. .Diesen politisch und gesellschaftlich vorgeschriebenen Tendenzen mögen sich nur wenige entziehen. Auch die großen Naturschutzverbände, obwohl gemäß ihren Satzungen dem Landschaftsschutz verpflichtet, sehen überwiegend tatenlos der Zerstörung unserer Landschaften zu, für deren Erhalt sie jahrzehntelang mit großem Engagement gestritten haben. So konnte eine auf den Tageserfolg orientierte Politik im Verein mit rücksichtslosen Betreiberverbänden den Weg frei machen: Durch Novellierungen im Bauplanungs- und Naturschutzrecht sind unsere Landschaften nahezu schutzlos der Windenergienutzung und damit der materiellen Ausbeutung durch investierendes Kapital preisgegeben. Zugleich ist den Menschen, die dieser menschenfeindlichen Technik unmittelbar ausgesetzt sind, das grundgesetzlich garantierte Mitspracherecht bei der Gestaltung ihres Lebensumfeldes weitgehend genommen worden. Nachdem alle Bemühungen erfolglos geblieben sind, auf die politisch Verantwortlichen einzuwirken, sehen die Unterzeichner dieses Manifests nunmehr kein anderes Mittel, als an die Öffentlichkeit zu treten. Angesichts schwerster Schäden, die unseren historisch gewachsenen, kulturelle Identität stiftenden Landschaften drohen, rufen wir dazu auf, den gleichermaßen ökologisch wie ökonomisch sinnlosen Ausbau der Windkrafttechnologie zu beenden. Wir fordern insbesondere, daß dieser Technologie alle direkten und indirekten Subventionen entzogen werden. Statt dessen sollten in größerem Umfang öffentliche Mittel für die Entwicklung effizienterer Techniken und für solche Grundlagenforschungen bereitgestellt werden, die wirkliche Lösungen für umweltverträgliche und nachhaltige Energieerzeugung erwarten lassen. Wir warnen dringend vor einer unkritischen Technikförderung, in deren langfristiger Folge die Beziehung des Menschen zur Natur tiefgreifend Schaden nehmen kann. Unsere besondere Besorgnis gilt einem langsamen und daher schwieriger wahrnehmbaren Empfindungswandel, der uns immer weniger erkennen läßt, wie wichtig eine von der Natur vorherrschend geprägte Lebensumwelt für den Menschen ist.
|